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28. Februar 2017

Was macht denn eigentlich… Matthias Biller?

Heute: Teil 6 mit Matthias Biller.

Im Jahr 1952 wurde die Basketballabteilung des USC Heidelberg gegründet.

25 Nationalspieler spielten für die Heidelberger Basketballer – neun deutsche Meisterschaften und zwei Pokalsiege fuhr der Klub ein. Kurzum: Der Verein verfügt über eine große Portion Tradition und konnte in der Vergangenheit viele Erfolge feiern. Die Rubrik „Was macht denn eigentlich…?“ beschäftigt sich mit Spielern und Menschen, welche die vergangenen 64 Jahre der Historie mit geprägt haben – und beleuchtet, was diese heute machen.

Er spielte während der schwersten Jahre der Vereinsgeschichte für den USC Heidelberg, hielt in der 2. Bundesliga die Knochen hin und ist auch heute in der Metropolregion Rhein-Neckar heimisch: Die Rede ist von Matthias „Matze“ Biller. 1994 wechselte der Center im Alter von 27 Jahren aus Leimen nach Heidelberg und spielte bis zu seinem Karriereende im Sommer 1998 für den USC. 126-mal lief er für die Kurpfälzer auf und verzeichnete dabei einen grandiosen Punkteschnitt: 14,6 Zähler markierte der heute 49-jährige pro Partie.

Vor circa 20 Jahren beendete Biller dann seine Karriere – und widmete sich fortan noch intensiver zuerst dem Studium und anschließend dem Berufsleben.

„Ich haben neben dem Sport studiert, auch unser erster Sohn wurde geboren, sodass es viel Stress und einige hektische Phasen gab. Einen wirklichen Sommerurlaub zur Entspannung gab es ebenfalls nicht. Auch deshalb habe ich dann mit 31 Jahren meine Karriere beendet“,

sagt er im Rückblick. Biller hatte bereits einige Jahre sportlich etwas kürzer getreten.

Mannschaftsfoto aus den 90ern. Biller (stehend, Dritter von links) und seine Mannschaft sicherten am Ende den Klassenerhalt. Foto: Jan Pfeifer.

Denn er wechselte aus diesen Gründen auch von der BSG Ludwigsburg zur KuSG Leimen. Nachdem er sich, damals noch in der Regionalliga, lange mit dem USC duelliert hatte, wechselte Biller im Anschluss daran dann nach Heidelberg. Und genoss das familiäre Umfeld sichtlich: „Damals waren auch Horst Wolf und David Jones hier in Heidelberg. Nach unserer Rückkehr in die 2. Liga gab es dann sehr viele, teils auch schon fast familiäre Duelle mit den Würzburgern um Dirk Nowitzki. Das waren immer tolle Spiele“, lobt Biller. Doch trotz der unzähligen Duelle gegen die Franken erinnert sich Biller besonders an eine Partie, an ein Auswärtsspiel in der Würzburger Carl-Diem-Halle. „Dieses Spiel war mutmaßlich eines der besten Zweitligaspiele der Geschichte. Es hatte alles zu bieten“, sagt er. Gemeint ist der 110:107-Auswärtserfolg beim bis zu diesem Zeitpunkt ungeschlagenen Tabellenführer. Heidelberg lieferte eine bärenstarke Leistung über 40 Minuten ab und fügte dem späteren Aufsteiger eine von zwei Saisonniederlagen zu. Solch herausragende Leistungen waren vor allem von der mannschaftlichen Geschlossenheit geprägt und aufgrund des gelebten Teamgedanken möglich. Biller hat dies sogar zu seinem Beruf gemacht.

Denn der Diplom-Volkswirt hat nach 20 Jahren im KFZ Dienstleistungsbereich das Metier gewechselt und ist seit einiger Zeit Teamleiter in der Logistik von Engelhorn. Zumindest hauptberuflich. Dem Basketball hat er nämlich keinesfalls abgeschworen. Und dies gleich in mehreren Belangen. Er trainiert die zweite Mannschaft der KuSG Leimen, spielt selbst noch aktiv – und hat seine Leidenschaft an den Nachwuchs weitergegeben.

Dass Biller dabei keinesfalls die Klasse der vergangenen Tage verloren hat, verdeutlicht ein Blick ins Jahr 2012. Damals wurde Biller gemeinsam mit der Ü45-Mannschaft der Leimener Deutscher Meister. Mannschaftliche Geschlossenheit, Kameradschaft und Teamgeist waren auch damals die Erfolgsfaktoren – der Zwei-Meter-Mann hat dies absolut verinnerlicht und trägt diese Werte weiter. Auch an seine beiden Söhne. Während Florian, 19, mittlerweile am Karlsruher KIT Wirtschaftsingenieurwesen studiert, ist der knapp zwei Jahre jüngere Tobias noch in der Kurpfalz sesshaft und auch auf dem Parkett aktiv. Er spielt unter anderem für die Junior Baskets Rhein-Neckar in der NBBL und kämpft mit diesen um den Klassenerhalt. Zu wünschen wäre dieser Headcoach Robin Zimmermann und seinen Mannen allemal.

Wünsche für die vereinsübergreifende Zusammenarbeit hat auch Biller. Denn dem 49-Jährigen reichen die beiden gemeinsam getragenen Nachwuchs-Bundesliga-Mannschaften keinesfalls. Zurecht. „Die Kurpfalz ist wirklich eine tolle Region. Hier hat es so viele und auch so gute Vereine. Leider hat sich die Rivalität aus den vergangenen Tagen, nach dem Motto „alle gegen den USC“ bis heute noch gehalten. Das ist ziemlich schade. Denn eine geeinte Region wäre deutlich stärker und schlagkräftiger“, sagt er. Generell verwundere ihn die teils fehlende (Ver-)Bindung. Denn auch der sportlich beste Basketballverein der Region sei stark verwurzelt und würde mit vielen Identifikationsträgern agieren. „Das sind schon lange nicht mehr nur Amis: Niklas Würzner, Constantin Schmitt, Morris Hintz oder auch bis Dezember Moritz Nägele – das sind ja kurpfälzer Jungs“, sagt er.  Auch Biller wuchs in der Kurpfalz auf und bekam reichlich Basketball-Gene in die Wiege gelegt. Seine Mutter Maria war vielfache ungarische Nationalspielerin, mit dem Heidelberger Turnverein 46 siebenfache deutsche Meisterin und seinerzeit mit Abstand beste in Deutschland agierende Spielerin. Vater Gerhard spielte ebenfalls beim HTV, war vielfacher deutscher Nationalspieler und zweifacher Vizemeister.

Egal wie die Karriere der vier oben genannten Spieler und auch der anderen in der Region heimischen Spieler verlaufen wird: Biller wird den jungen und jüngeren Akteuren viele Geschichten und Tipps mit auf den Weg geben können. Denn allein die Zeit in der Juniorennationalmannschaft, beim auch damals schon hochkarätig besetzten Albert-Schweitzer-Turnier und innerhalb des Europapokals könnten auch an dieser Stelle noch weitere Seite füllen. Was mutmaßlich generell auch an Matze Biller liegt. Der 49-Jährige erzählt abwechslungsreich, pointiert und in bester Laune von den kleinen und großen Ereignissen und verdeutlicht, was er damals war und heute ist: ein menschlich großer Gewinn für die (Basketballvereine in der) Metropolregion.

 

Lukas Robert