Aufklappen
18. November 2023

MLP Academics: Kellerduell bei den HAKRO Merlins Crailsheim

Es ist in der momentanen Tabellenkonstellation ein Vier-Punkte-Spiel, wenn am Montagabend (20 Uhr/live ab 19.45 Uhr bei Dyn) Schlusslicht HAKRO Merlins Crailsheim unsere MLP Academics Heidelberg in der Arena Hohenlohe auf den Feldern von Ilshofen empfängt. Rang 18 gegen Rang 16, die genannten Teams haben erst einen Sieg bei jeweils sechs Niederlagen in der easyCredit Basketball Bundesliga auf dem Konto. Auf die sportliche Krise reagierten beide baden-württembergischen Rivalen im Verlauf dieser Woche unterschiedlich. Die Merlins trennten sich von Headcoach Nikola Markovic und der Finne Jussi Laakso übernahm das Kommando. Die MLP Academics wählten einen anderen Weg und einigten sich nach einem für beiden Seiten enttäuschend verlaufenden Saisonstart auf eine Vertragsauflösung mit Point Guard Mike McGuirl.

„Den Turnaround in Crailsheim schaffen“

„Es ist uns allen bewusst, dass wir in einer schwierigen Lage sind. Wir kommen da nur gemeinsam raus und werden alles daran setzen, den Turnaround in Crailsheim zu schaffen“, sagt der Sportliche Leiter Alex Vogel, der wie alle Protagonisten des Kurpfälzer Klubs sowie die treuen Anhänger auf die sportliche Trendwende hofft und fieberhaft nach einer zentralen Verstärkung im Playmaking für die Mannschaft sucht. „Die Merlins sind nach dem Trainerwechsel unberechenbar. Auf den Guard-Positionen haben sie mit Westermann und Childress großes Talent. Auch sonst ist es immer eine besondere Herausforderung, in Crailsheim bei ihren Fans zu spielen. Wir schauen auf uns und müssen uns im Vergleich zu den Heimspielen in fast allen Bereichen deutlich steigern“, so die Einschätzung von Vogel.

Personell sind die Heidelberger bei der Stippvisite in der Region Heilbronn-Franken dezimiert. Neben der Trennung von Mike McGuirl ist weiterhin der Einsatz von Paul Zipser ungewiss. Die Physiotherapie leistet seit zwei Wochen im Hintergrund ganze Arbeit. „Paul ist immer noch fraglich“, erklärt Headcoach Joonas Iisalo auf Nachfrage.

Joonas Iisalo: „Wie verrückt kämpfen“

Die Vorzeichen dieser richtungsweisenden und rustikalen Begegnung sind klipp und klar. Im begonnenen Abstiegskampf gelten relativ schlichte Regeln. Am Ende sollte ein Punkt mehr auf dem Scoreboard stehen – für unsere Jungs vom Neckar. Egal wie. Und dafür ist Leidenschaft auf dem Parkett die allerwichtigste Grundvoraussetzung. „Wir müssen mit großer Energie, großer Intensität aufs Feld kommen und den Ballbesitz kontrollieren. Wir müssen einfach wie verrückt kämpfen“, kündigt Joonas Iisalo unmissverständlich an.

Interessant wird sein, wie die Iisalo-Schützlinge im eigenen Aufbauspiel zurechtkommen. Bennet Hundt hat in den meisten bisherigen Spielen gezeigt, dass er mehr als ein Back-up sein kann. Niklas „Niki“ Würzner, das zweite Eigengewächs neben „Paule“ Zipser, kann hier ebenfalls für Entlastung und Struktur sorgen. Darüber hinaus könnte bei Bedarf Tim Coleman ergänzend unterstützen, wenngleich dieser von seinem Spielstil her als Small Forward gilt.

Die „Zauberer“, die zuletzt mehrere Klatschen kassierten, sind seit dem Aufstiegsjahr 2021 kein Lieblings-, aber auch kein Angstgegner der Academics. Bisher triumphierte stets das Heimteam. 87:72 und 102:93 gewannen die Hohenloher, 93:82 und 100:91 die Universitätsstädter. In der ProA behielten meist (10/6) die „heimlichen Franken“ die Oberhand. Deren „Stierkampfarena“, in der auch regelmäßig Zuchtvieh-Auktionen stattfinden, ist ein schwer einzunehmendes Terrain. „Ich denke, dass die Mannschaft viel Talent besitzt. Es hat nur noch nicht so zusammengepasst, wie es hätte sein sollen. Sie verfügen über Kreativität und Athletik. Boggys (Anm. der Red.: Bogdan Raosavljević) Verletzung hat ihnen sehr geschadet, was die Teamstruktur angeht“, sagt Joonas Iisalo über das aktuelle Kollektiv der Hausherren. Heidelbergs Cheftrainer bildete gemeinsam mit seinem älteren Bruder Tuomas zwischen 2019 und 2021 ein erfolgreiches Trainergespann in Crailsheim.

Zwei Finnen an der Seitenlinie

Am Montagabend kommt es zum Vergleich zweier Finnen. Jussi Laakso (47) wird als Headcoach mit Co-Trainer Daniel Herbert, Sohn des kanadischen Bundestrainers Gordon Herbert, sowie Athletiktrainer Marcus Lindner an der Seitenlinie der Merlins stehen. „Ich kenne Jussi schon seit langer Zeit. Er ist ein wunderbarer Mensch und ein sehr guter Trainer. All die Erfolge, die er hatte, sind nicht ohne Grund da. Ich freue mich sehr für ihn, dass er diese Chance außerhalb Finnlands erhält“, konstatiert Joonas Iisalo (37) über die Deutschland-Premiere seines Landsmannes, der zuvor knapp fünf Jahre lang das Spitzenteam Helsinki Seagulls und letzte Spielzeit auch Jeffrey Carroll betreut hatte. „Er hat sich in der Vergangenheit auf viele der gleichen Prinzipien verlassen wie wir. Wir werden sehen, ob Jussi den gleichen Weg weitergeht“, sagt Iisalo über den Trainerkollegen und dessen Herangehensweise, „normalerweise vereinfacht ein neuer Trainer die Dinge ein wenig. Eine neue Stimme bringt Energie in die Mannschaft. Jetzt müssen die Spieler zeigen, dass sie es besser können.“

Die Crailsheimer Korbjäger haben sich stark verändert und werden unter Experten wie eine „Wundertüte“ gesehen. Mit dem 2,14 Meter langen Center-Hünen Radosavljević (Karriereende) wechselten weitere sieben Profis die Farben. Mit Marques Townes (KTE Duna/Ungarn), Keandre Cook (MZT Skopje), Galin Smith (Canterbury Rams/Neuseeland), Luis Wulff (Leihe des FC Bayern Basketball), James Murray-Boyles (Norrköping Dolphins) sowie den Nachverpflichtungen Brandon Childress (medi Bayreuth) und Léo Westermann (Obradoiro CAB/Spanien) müssen viele Neue ins Team integriert werden. Bester Scorer ist bisher der athletische Amerikaner James Murray-Boyles (durchschnittlich 12,4 Punkte, 5,1 Rebounds).

In Ilshofen am ungewohnten Montagabend

Ach ja, in der Vorbereitungsphase trafen die Bundesligisten zweimal aufeinander: Im OSP unterlagen die MLP Academics deutlich mit 69:84, ehe sie mit 101:77 in Crailsheim das Geschehen diktierten. Was sagt uns das? Nicht viel, außer dass nichts unmöglich scheint.

Am späten und ungewohnten Montagabend wissen alle Beteiligten zum Abschluss des 8. Spieltages der BBL ein bisschen mehr. Vor den Erfolg beziehungsweise den Preis haben die Basketball-Götter den Schweiß gesetzt. „Einfach wie verrückt kämpfen“, um Joonas Iisalo ein zweites Mal zu zitieren, ist bestimmt die richtige Arbeitseinstellung auf der Ackererde und den Wiesen von Ilshofen.

Joachim „Jogi“ Klaehn
MLP Academics Heidelberg
Kommunikation und Medien